Wenn das Leben zur Last wird: So erkennst du eine Depression

Die widecare Gesundheitsplattform

 

Vermutlich bist du hier gelandet, weil du dich belastet fühlst, der Alltag vielleicht deutlich mehr Kraft kostet als sonst oder dir derzeit einfach alles zu viel ist. Und nun stellst du dir die Frage, ob dies Hinweise auf eine Depression sein könnten? Doch was genau macht eine Depression aus?

Wie macht sich eine Depression bemerkbar?

Grundsätzlich gilt: eine Depression hat viele Gesichter – die individuelle Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein. Nimm daher dich und deine Empfindungen ernst. Im Gegensatz zu einem vorübergehenden Tief, welches sicher jeder in bestimmten Zeitpunkten des Lebens kennt, hat eine Depression Einfluss auf das Denken, Handeln sowie Fühlen und meist gelingt es Betroffenen nicht mehr, sich selbst daraus zu befreien.

Kommen mehrere Symptome zusammen und halten über mindestens zwei Wochen hinweg an, kann die Diagnose einer Depression vergeben werden. Je nach Anzahl der Symptome unterscheidet man zwischen leicht-, mittel- und schwergradigen Depressionen.

Zu den drei Hauptkriterien der Depression gehören:

  • Gedrückte, niedergeschlagene Stimmung: manche Betroffenen berichten zudem von einer Unfähigkeit, eigene Gefühle zu empfinden und erleben sich innerlich wie leer.
  • Verlust von Freude und Interesse: Aktivitäten, die du bisher gerne ausgeübt hast, machen dann weniger oder keinen Spaß mehr.
  • Antriebsmangel: Alltagsaufgaben erscheinen sehr anstrengend oder kaum zu bewältigen und sich hierfür aufzuraffen, fällt sehr schwer.

Weiterhin können einige oder alle der folgenden Symptome auftreten:

  • Appetitstörung
  • Konzentrationsstörungen
  • ein gesteigertes Schlafbedürfnis oder Schlafstörungen
  • ein vermindertes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle
  • pessimistische Zukunftsgedanken
  • psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
  • Suizidgedanken

Auf der Seite der Deutschen Depressionshilfe findest du einen kurzen Selbsttest. Dieser bietet eine erste Orientierungshilfe, ob bei dir eine depressive Episode vorliegen könnte.

Wie häufig sind Depressionen?

Vorneweg: Prinzipiell kann eine Depression jeden treffen! Die Depression ist die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, liegt bei 16-20 %. Innerhalb eines Jahres sind in Deutschland ca. 6,2 Mio. Menschen betroffen. Auch wenn nach wie vor die Furcht vor einer Stigmatisierung groß sein kann, ist eine Depression nichts, wofür sich Betroffene schämen sollten. In aller Regel können die Symptome der Depression bei richtiger Behandlung wieder vollständig abklingen.

Welche Ursachen gibt es?

Für die Entstehung einer depressiven Episode kommen meist mehrere Einflüsse zusammen. Auslösende Faktoren können beispielsweise einschneidende Lebensereignisse (z.B. Verlust, Trennung), chronische Überlastungszustände oder frühere und aktuelle traumatische Erfahrungen sein. Diese führen dann dazu, dass ein sensibles Gleichgewicht aus Stressoren – wie beispielsweise Anforderungen im Job, eigene Leistungsansprüche oder Konflikte – und Ressourcen, wie beispielsweise Freunde, Hobbies oder bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, aus der Balance gerät. Ein vielleicht noch lange möglich gewesener Ausgleich wird dann immer mühsamer. Das sprichwörtliche Fass läuft über.

Hinzu können genetische Veranlagungen und Veränderungen im Hirnstoffwechsel (in Bezug auf verschiedene Neurotransmitter) kommen. Insofern ist die Entstehung komplex und vielschichtig. Viele Betroffene erleben es allerdings als entlastend, ein Verständnis für die eigene Krankheitsentwicklung zu erarbeiten – einerseits, um den Umgang mit der Krankheit zu verbessern und andererseits als Grundlage, um Ideen zur Überwindung und Rückfallprophylaxe entwickeln zu können

Was tun bei einer Depression?

Wenn du dich psychisch belastet fühlst, ist die erste Anlaufstelle in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin, die eine organische Ursache ausschließen und dich nach Stellen der Diagnose an einen Psychologen oder eine Psychiaterin überweisen kann. Die anschließende Therapie laut der Behandlungsleitlinie fußt auf mehreren Säulen, die miteinander kombinierbar sind:

  • Psychotherapie: wissenschaftlich fundierte Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische oder psychodynamische/psychoanalytische Verfahren und die systemische Therapie
  • Pharmakotherapie (Antidepressiva)
  • weitere nichtmedikamentöse Maßnahmen wie z.B. Veränderungen des Lebensstils

Die Maßnahmen orientieren sich am Schweregrad der depressiven Episode. Grundsätzlich sind eine ambulante als auch eine stationäre oder tagesklinische Behandlung möglich und gemeinsam mit den Behandlern abzuwägen. Der Fokus und die Inhalte der Therapie werden in Absprache mit dem behandelnden Arzt/Psychologin/Psychiater festgelegt und orientieren sich sowohl an den Anliegen und Bedürfnissen des Betroffenen als auch an der fachlichen Ausrichtung des Therapeuten.

Quellen:

1 Netz psychische Gesundheit: Infomaterial Depression. Online verfügbar unter: https://www.psychenet.de/de/psychischegesundheit/informationen/depressionen.html (zuletzt abgerufen: 21.01.2022).

2 S3-Leitlinie für unipolare Depression (2. Auflage). Online verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/themen/depression/2-auflage (zuletzt abgerufen: 21.01.2022)

3 Deutsche Depressionshilfe: Infos und Hilfe. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe (zuletzt abgerufen: 21.01.2022)