Stressreaktionen – was passiert im Körper, wenn du Stress hast?

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Geraten wir in eine stresserzeugende Situation, wird auf physiologischer Ebene ein automatischer Prozess in Gang gesetzt: die Stressreaktion ist eine komplexe evolutionsbiologisch verankerte Reaktion des Körpers. In gewisser Weise bekämpfen wir Menschen des 21. Jahrhunderts nach wie vor immer wieder den Säbelzahntiger, der unseren steinzeitlichen Vorfahren zur Gefahr werden konnte und eine schnelle Aktion, z.B. die Flucht, erforderte. Auch wenn unsere heutigen Stresserzeuger meist ganz andere sind, wie zum Beispiel der Termindruck auf der Arbeit oder der Konflikt mit dem Partner.

In einer stressauslösenden Situation werden im Körper in einem Zusammenspiel aus Gehirn und vegetativem Nervensystem verschiedene Botenstoffe, insbesondere Adrenalin und Cortisol, ausgeschüttet. Diese bewirken kurzfristig unter anderem einen Anstieg des Blutdrucks, die Beschleunigung der Atmung sowie ein Herunterfahren aller nicht lebenswichtigen Funktionen des Körpers. Anschaulich beschrieben wird die Stressreaktion des Körpers in einem Video des SWR. In der Regel flacht die Stresskurve nach einer gewissen Zeit wieder ab, indem die Ausschüttung der Botenstoffe gestoppt wird. Dann können Entspannung und Erholung eintreten.

Bleibt das Stresslevel langfristig erhöht oder sind wir ohne Unterlass Stressoren ausgesetzt, hat der Körper keine Chance, sich zwischen den Peaks zu erholen und den Parasympathikus, jeder Teil des vegetativen Nervensystems, welcher für die Entspannung zuständig ist, zu aktivieren. Chronischer Stress kann krank machen. Schlafstörungen, somatische Beschwerden oder Schmerzen können die Folge sein. Es steigt zudem das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes Typ II. Eine chronische Stressbelastung kann zudem ein Risikofaktor für die Entstehung eines Burnouts oder einer Depression sein. Die folgenden Warnsignale können Anzeichen von Überbelastung sein. Je mehr der genannten Punkte du für den Zeitraum der vergangenen zwei Wochen gedanklich bejahst, desto eher solltest du aktiv werden, um deine Kompetenz zur Stressbewältigung zu erweitern. Manchmal kann es nützlich sein, Vertraute im eigenen Umfeld zu befragen, ob und welche Veränderungen sie an dir wahrgenommen haben. Weitere Informationen zum Thema Stress und Stressbewältigung findest du in unseren anderen Blogeinträgen.

körperlich:

psychisch:

im Verhalten:

  • Herzklopfen / Herzstiche
  • Engegefühl in der Brust
  • Atembeschwerden
  • Einschlafstörungen
  • Chronische Müdigkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Magenschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Sexuelle Funktions-störungen
  • Muskel-verspannungen
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Kalte Hände/Füße
  • Starkes Schwitzen
    • Nervosität, innere Unruhe
    • Gereiztheit, Ärgergefühle
    • Angstgefühle, Versagensängste
    • Unzufriedenheit / Unausgeglichenheit
    • Lustlosigkeit (auch sexuell)
    • Innere Leere, „ausgebrannt sein“
    • Ständig kreisende Gedanken / Grübeleien
    • Konzentrationsstörungen
    • Leere im Kopf („black out“)
    • Tagträume
    • Alpträume
    • Leistungsverlust / häufige Fehler / Unfälle
    • Aggressives Verhalten gegenüber anderen,
      „aus der Haut fahren“
    • Fingertrommeln, Füße scharren, Zittern,
      Zähne knirschen
    • Schnelles Sprechen, Stottern
    • Andere unterbrechen,
      nicht zuhören können
    • Unregelmäßig essen
    • Konsum von Alkohol
      (oder Medikamenten) zur Beruhigung
    • Private Kontakte „schleifen lassen“
    • Mehr Rauchen als gewünscht
    • Weniger Sport und Bewegung als gewünscht

    Quellen:

    1 Kaluza G.: Stressbewältigung. 3.Auflage, 2015, Berlin: Springer-Verlag
    2 Mental Help: The long term consequences of negative stress. Online abrufbar unter: https://www.mentalhelp.net/stress/the-long-term-consequences-of-negative-stress/ (zuletzt abgerufen am: 23.01.2023)
    3 Koch, S., Lehr, D., Hillert, A.: Burnout und chronischer beruflicher Stress, 1. Auflage, 2015. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH.
    4 SWR Wissen (2019): Warum Stress krank macht. Online abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=6HWJnkpe4pc (zuletzt abgerufen am: 23.01.2023).