Ausgebrannt – Burnout als Folge chronischen Stresses

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Du hast den Eindruck, aus einer permanenten (beruflichen) Stresssituation gar nicht mehr aussteigen zu können und fühlst dich vielleicht sogar wie ausgebrannt? Der Zustand des Ausgebranntseins oder – geläufiger im englischen Begriff – des Burnouts ist eine mögliche Folgeerkrankung chronischen Stresses. Der Begriff hat sich in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts etabliert, wobei er zunächst im Zusammenhang mit Helferberufen und des Managements verwendet wurde. Heute gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass ein Burnout grundsätzlich jeden treffen kann.

Wie macht sich ein Burnout bemerkbar?

Ein Burnout beschreibt einen Symptomkomplex mit einer Vielzahl an möglichen Symptomen und Begleiterscheinungen, wobei diese sowohl auf psychischer als auch auf körperliche Ebene sichtbar werden können. Ein Burnout kann sich langsam, über Monate oder gar Jahre, entwickeln. Manchmal lassen sich auch erst in der Rückschau erste Anzeichen festmachen. Anhand der Burnout-Spirale kann das Zuspitzen der Symptomlage beschrieben werden:

  • Warnzeichen: gesteigertes Engagement für bestimmte Ziele bei gleichzeitigem Übergehen eigener Bedürfnisse wie genügend Schlaf, ausreichende Pausen, Entspannung
  • Reduziertes Engagement: distanzierte oder negativere Einstellung zur Aufgabe bei zunehmender Erschöpfung, verringerte Motivation und Antrieb, Konzentrationsschwierigkeiten, sozialer Rückzug, vieles (inkl. des Privatlebens) wird als Druck oder Belastung erlebt, ggf. Gereiztheit und aufbrausendes Verhalten
  • Verflachung:  Unzulänglichkeitsgefühle, Schuldzuweisungen, Pessimismus, Urlaub/Ferien werden nicht mehr als Erholung erlebt, Gefühl der Abstumpfung, Gefühl beruflichen und privaten Versagens sowie der Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten, Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust (man reagiert nur noch)
  • Psychosomatische Reaktion: Schmerzen, Schlafstörungen, Störungen des Essverhaltens oder der Sexualität, Schwindel, Tinnitus, gehäufte Infekterkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Verdauungsbeschwerden, …
  • Depression und Verzweiflung: Gefühl von Sinnlosigkeit, negative Lebenseinstellung, Verlust von Freude bis hin zu Suizidgedanken

Die Burnout-Spirale stellt nur einen modellhaften Überblick dar. Es kann also gut sein, dass die individuelle Wahrnehmung abweichst oder du andere/zusätzliche Symptome wahrnimmst. Um von einem Burnout sprechen zu können, müssen mehrere der aufgeführten Symptome auftreten. In diesem Video werden einige Aspekte zusätzlich anschaulich benannt.

Manchmal ist die Unterscheidung zwischen einem Burnout und einer depressiven Episode nicht eindeutig, da die Symptome sich teilweise überschneiden oder sehr ähnlich sind. Ein Burnout wird zudem häufig als Risikozustand und damit als Vorstufe einer Depression angesehen. Die richtige fachärztliche Abklärung ist insofern sehr wichtig, da bei Burnout oder Depression teilweise zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten geraten wird.

Was begünstigt ein Burnout?

Für die Entstehung eines Burnouts gibt es in der Regel nicht nur eine Ursache. In der Psychologie wird oftmals ein Modell, das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell, für die Entstehung psychischer Erkrankungen herangezogen. Dieses geht davon aus, dass auch genetische Veranlagungen und Persönlichkeitseigenschaften zusätzlich zu aktuellen und vergangenen Belastungen eine Rolle spielen. Auch gesellschaftliche Einflüsse unserer „Leistungsgesellschaft“ können einen Einfluss haben. Meist kommt dann zu einem vielleicht bereits jahrelang anhaltenden Stresszustand ein Ereignis, das in der Folge das Ausbrechen eines Burnouts begünstigt. Beispielhaft schafft es ein Familienvater jahrelang, einen anspruchsvollen Job mit den Verpflichtungen im Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Ein Arbeitsplatzwechsel gegen seinen Willen, bei welchem er nicht mehr die Anerkennung erfährt, die er sich wünscht, führen schließlich zum Kippen des Zustandes. 

Folgende Faktoren – sofern sie über einen längeren Zeitraum anhalten – können die Entstehung eines Burnouts begünstigen:

  • Arbeitsüberlastung und Zeitdruck
  • Unerreichbare, unrealistische Ziele: von außen vorgegeben, aber auch an sich selbst gestellte Ansprüche
  • Mangel an Einfluss auf die Arbeitsgestaltung, die Aufgaben oder die Abläufe; Gefühl, keine Kontrolle über das eigene Arbeitsfeld zu haben
  • Fehlende Wertschätzung, Anerkennung oder Belohnung durch Rückmeldung, Lob, Lohn oder Weiterbildungen
  • Mangel an Gemeinschaft oder Zusammenhalt (im Team/Unternehmen/soziales Netz)
  • Wahrgenommener Mangel an Fairness und Respekt
  • Wertekonflikt: Es müssen Aufgaben erledigt werden, die nicht dem eigenen Wertesystem oder Weltbild entsprechen und die innerlich abgelehnt werden
  • Unscharfe Grenze zwischen Beruf/Arbeitswelt und Privatleben, z.B. durch ständige Erreichbarkeit über Mobiltelefon oder Internet /E-Mail

Behandlungsmöglichkeiten eines Burnouts

Ein Burnout kann als Warnsignal des Körpers verstanden werden! Je zeitiger eine Intervention eingeleitet wird, desto besser – aber: kein Prozess ist unumkehrbar. Wenn du dich belastet fühlst, ist die erste Anlaufstelle in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin, die eine organische Ursache ausschließen und weitere Behandlungsmöglichkeiten mit dir besprechen kann. Mit dem privaten und/oder vertrauensvollen Arbeitsumfeld über deinen Zustand zu sprechen kann sehr entlastend sein. Denn vermutlich wirst du feststellen, dass du nicht alleine bist mit deinem Erleben.

Entsprechend der individuellen Situation kann bei der Behandlung hilfreich sein:

  • Analyse der eigenen Situation: was genau setzt mich unter Stress? Was liegt in meinem Einflussbereich? Wo sehe ich Veränderungsmöglichkeiten?
  • Abgleich der eigenen Werte und Ziele mit der aktuellen Situation: Inwiefern entspricht die Aufgabe/der Job mir? Was macht mich zufrieden, was unzufrieden? Warum ist das so?
  • Veränderungen des Lebensstils: Erlernen von Entspannungstechniken, Aufbau von Ressourcen und Hobbies, Beachtung eigener Bedürfnisse wie ausreichend Schlaf, Pausen und geregelte Mahlzeiten.
  • Es kann sinnvoll sein, sich Unterstützung in Form eines Coachings oder einer Psychotherapie zu suchen. Wissenschaftlich fundierte Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische oder psychodynamische/psychoanalytische Verfahren und die systemische Therapie. Der Fokus und die Inhalte der Therapie werden in Absprache mit dem behandelnden Arzt/Psychologin/Psychiater festgelegt und orientieren sich sowohl an den Anliegen und Bedürfnissen des Betroffenen als auch an der fachlichen Ausrichtung des Therapeuten.
  • In manchen Fällen kann eine längere (berufliche) Auszeit in Form einer Kur, Reha, Klinik eine Entlastung und damit einen Teil der Lösung darstellen.

Quellen:

1 Keck, M. E.: BURNOUT Wie entsteht es? Wie wird es behandelt? Was ist der Zusammenhang mit Stress? Wie kann ich vorbeugen?, online abrufbar unter: https://professorkeck.de/wp-content/uploads/2019/09/Burnout-Broschuere-V5.pdf (zuletzt abgerufen am 10.01.2022)

2 Linneweh, K. (2010). Balance statt Burn-out: Der erfolgreiche Umgang mit Stress und Belastungssituationen. München: Zuckschwerdt

3 Urban, A. (2009). Burn-out für Dummies: [jede Krise ist auch eine Chance](1. Aufl.). Weinheim: Wiley-VCH